Der
Hermann-Ehrlich-Preis 2014 des „Bündnis für Dachau“ geht an den SZ-Journalisten
Hans Holzhaider für seine Pionierleistungen bei der Aufarbeitung der Dachauer
NS-Geschichte
Die Jury des Hermann-Ehrlich-Preis hat den SZ-Journalisten Dr.
Hans Holzhaider zum Preisträger des Jahres 2014 gewählt. Mit dem Preis sollen seine
Pionierleistungen für die Aufarbeitung der Dachauer Geschichte in der NS-Zeit hervorgehoben
und seine jahrzehntelange kritische journalistische Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen
Diktatur und ihren langfristigen Folgen anhand konkreter menschlicher
Schicksale gewürdigt werden.
Holzhaider, der von 1978 bis 1986 der Dachauer Redaktion der
Süddeutschen Zeitung angehörte, hat in dieser Zeit der Auseinandersetzung mit
der NS-Zeit in der Stadt prägende Impulse gegeben. In der Reportageserie „Die
sechs vom Rathausplatz“, die 1982 auch als Broschüre erschien, erkundete er das
Schicksal der Nazigegner, die im Dachauer Aufstand ihr Leben verloren. Es
folgte die Reportageserie „Vor Sonnenaufgang“ über die im Zuge des
Novemberprogroms 1938 aus Dachau vertriebenen Juden, die 1984 als Broschüre
erschien. Die Recherchen dazu hatten ihn bis nach Großbritannien geführt, wo
mehrere der seinerzeit aus Dachau Vertriebenen Zuflucht gefunden hatten. Holzhaider
engagierte sich aktiv für eine internationale Jugendbegegnungsstätte in Dachau
und wurde 1984 in den Gründungsvorstand des Fördervereins gewählt. Auf der
Basis der Serie „Vor Sonnenaufgang“ entstand die Ausstellung „Dachau ist somit
judenfrei …“, die zum 50. Jahrestag des Novemberprogroms 1988 im Dachauer
Rathaus gezeigt werden konnte, später auch am Ignaz-Taschner-Gymnasium und in
anderen bayerischen Städten. Zur Eröffnung in Dachau reiste unter anderem Ruth
Locke, geb. Neumeyer, aus England an, die zu den seinerzeit Vertriebenen
gehörte. Damals wurde die bis heute gepflegte Tradition des Dachauer
„Kristallnacht“-Gedenkens begründet. Holzhaider
steuerte ferner auch für die „Dachauer Hefte“ wichtige Aufsätze bei.
All diese Aktivitäten fielen in eine Zeit als man, nicht nur
in Dachau, mit Bemühungen um die Aufklärung der NS-Geschichte noch eher
Gegenwind als Applaus erntete und in der das offizielle Dachau sich schwer tat,
sich zur NS-Geschichte der Stadt und ihrer Mitverantwortung für die
KZ-Gedenkstätte zu bekennen. Dass Hans Holzhaider sich davon nicht hat beirren
lassen, sondern mit einer klaren, stets von Empathie mit den Opfern geprägten
Haltung wichtige und weit über Dachau hinaus wahrgenommene Beiträge zu einem
aufgeklärten historischen Selbstverständnis der Stadt geleistet hat, hat die
Jury des Hermann-Ehrlich-Preises bewogen, ihm diese Auszeichnung zuzusprechen.
Sie ist sich dabei gewiss, auch im Sinne des 2011 verstorbenen Namensgebers,
des couragierten und engagierten Dachauer Sozialpädagogen und Musikers Hermann
Ehrlich zu handeln, für den die kritische Auseinandersetzung mit der
NS-Vergangenheit immer eine zentrale Bedeutung hatte und der zu den Lesern von
Holzhaiders Arbeiten gehörte.
Mitglieder der Jury sind aktuell für das Bündnis für Dachau
Kai Kühnel, stellvertretender Bürgermeister der Stadt Dachau, Marion Boehm,
Helmut Geißler sowie Margot Heinze-Ehrlich, die Witwe des Namensgebers, der
Dachauer Künstler Heiko Klohn und der Historiker Dr. Jürgen Zarusky.
Die Preisverleihung findet am 23. November 2014 um 10.30 Uhr
in der Schranne statt. Die Laudatio hält die langjährige Leiterin der
KZ-Gedenkstätte Dachau, Dr. Barbara Distel.